Grab von Bundeskanzler a.d. Willy Brandt - Grabstätte mit Grabstein Findling - Berlin / Waldfriedhof Zehlendorf

Das Grab von Willy Brandt in Berlin

Sein Charisma verzauberte die Deutschen und wird noch lange in Erinnerung bleiben. Der erste sozialdemokratische Kanzler Deutschlands kämpfte gegen die NS-Diktatur, trug als Bundeskanzler zu einer Entspannung der Ostpolitik bei und erhielt den Friedensnobelpreis. Heute ziert ein schlichter Grabstein Findling aus Granit auf dem Waldfriedhof Zehlendorf die Grabstätte des ehemaligen SPD-Vorsitzenden. Als Bundeskanzler a. D. wird der opulente Grabschmuck mit Trauerkränzen und Grabgestecken regelmäßig ausgetauscht.

Willy Brand wird ursprünglich als Herbert Ernst Karl Frahm am 18. Dezember 1913 in Lübeck geboren. Er ist das uneheliche Kind von Martha Fram und dem Lehrer John Heinrich Möller. Die familiären Verhältnisse sind eigenen Aussagen nach chaotisch. Seinen Vater lernt Frahm nie persönlich kennen. Das Verhältnis zu seiner Mutter ist kühl und distanziert. Ab 1919 wurde der Stiefgroßvater Ludwig Frahm zur Vaterfigur für ihn. Bereits mit 16 Jahren wird Frahm SPD-Mitglied, wechselt aber 1931 zur SAPD (Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands).

Mit Beginn der Machtübernahme der NSDAP und Hitler am 30. Januar 1933 wird Frahm sofort im Widerstand aktiv. Um sich einer Verfolgung durch die Nazis zu schützen ändert er seinen Namen in Willy Brandt. Bereits im April desselben Jahres geht Brandt ins norwegische Exil. Als Folge seines fortwährenden Kampfes mit SAPD wird Brandt 1938 von den Nazis ausgebürgert. Nach der Besetzung Norwegens flüchtet Brandt weiter ins neutrale Schweden wo er unter anderem als Journalist tätig ist. Ab 1944 ist Brandt wieder Mitglied der SPD. Um über die Nürnberger Prozesse zu berichten, reist er nach Kriegsende nach Deutschland zurück. Ab 1947 wohnt er wieder in Berlin. Ab 1948 ist er wieder deutscher Staatsbürger und arbeitet an seinem allmähligen Aufstieg in der Berliner SPD. 1955 wird er Präsident des West-Berliner Parlament.

Im Jahr 1957 wird Brandt zum Berliner Bürgermeister gewählt. Zwischen 1958 und 1962 hält er den sowjetischen Drohungen stand. Westberlin bleibt frei. Den Mauerbau 1961 kann er jedoch nicht verhindern. Mit der „Politik der kleinen Schritte“ scheitert er jedoch als SPD-Kanzlerkandidat bei den Bundestagswahlen 1961 und 1965. Seit 1964 war er Vorsitzender der Bundes-SPD.

Ab 1966 ist Brandt in Bonn unter anderem Außenminister und Vizekanzler der großen Koalition mit CDU/CSU. 1969 schafft er endlich die Wahl zum ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler. Gemeinsam mit der FDP treibt er zahlreiche Reformen voran und kämpft für die Einigung Europas und die Annäherung an den Osten. Weltbekannt ist zudem der Kniefall Brandts 1970 in Warschau als Zeichen der Demut. Dieses Engagement wird 1971 mit dem Friedensnobelpreis belohnt. Nachdem er 1972 eine vorgezogene Neuwahl übersteht, stürzt er in Folge einer Spionage-Affäre und einer Wirtschaftskrise 1974 aus dem Amt.

Nach der Kanzlerschaft leitet der Altkanzler zum einen die Sozialistische Internationale, zum anderen zieht er 1979 in das zum ersten Mal gewählte europäische Parlament ein. In den 1980er Jahren kämpft Brandt erbittert gegen das atomare Wettrüsten der USA und UDSSR. Nachdem Mauerfall fördert er die Wiedervereinigung Deutschlands, bevor Brandt am 8. Oktober 1992 in Unkel bei Bonn an den Folgen eines Darm-Tumors stirbt. Willy Brandt wurde 78 Jahre alt.

Die Zukunft wird nicht gemeistert von denen, die am Vergangenen kleben.

Willy Brandt