Grabstätte von Notar & Rechtsanwalt Georg Haar - Historischer Grabstein mit dorischer Säule & Steinbank - Weimar / Hauptfriedhof

Grabstätte des Rechtsanwalts und Notars Georg Haar in Weimar

Eingebettet unter hohen und schattigen Bäumen befindet sich die historische Grabanlage der Familie Georg Haar in Weimar. Eine antike dorische Steinsäule aus Sandstein ist das zentrale Gestaltungselement der Grabanlage. Rechts und links wird diese jeweils von zwei stilvollen Steinbänken flankiert. Als Sohn eines Kaufmannes und erfolgreicher Notar konnte er im Laufe seines Lebens ein bedeutendes Vermögen ansparen. Nach seinem Freitod, den er zusammen mit seiner Ehefrau Felicitas Haar beging, ging das gesamte Vermögen einschließlich der in Weimar bekannten Villa Haar in das Vermögen der Stadt Weimar über.

Georg Haar wird am 17. November 1887 in Weimar geboren. Sein Vater ist der damals bekannte Hoflieferant und Textilkaufmann Otto Haar. Vater Haar hatte 1868 das größte Weimarer Warenkaufhaus für Kinder- und Damenmode gegründet, welches später als Modehaus Max Haar geführt wurde. Georg Haar besuchte ab 1897 das Wilhelm-ernst-Gymnasium in Weimar. Nach erfolgreichem Abitur 1906 zog es ihn ins schweizerische Lausanne zum Studium der Rechtswissenschaft. Nach einem Semester unterbrach Georg Haar das Studium jedoch für einen freiwilligen Wehrdienst. 1907 setzte er das Jura-Studium in Bonn fort, später dann Jena. Haar promovierte 1910 erfolgreich zum Dr. jur. Nach dem Referendariat arbeitete Haar zunächst am Gericht, später dann als Rechtsanwalt in Weimar und Braunschweig. Im Jahr 1920 erfolgte die Ernennung zum Notar in Weimar. Später, im Jahr 1933, heiratete Haar die geschiedene Ex-Frau eines Studienkollegs. Seine Ehefrau Anna Karola Felicitas von Holtum brachte zwei Kinder mit in die Ehe.

Georg Haar sammelte einiges an Vermögenswerten während seines Lebens an, unter anderem eine hochwertige bibliothekarische Sammlung, sowie zahlreiche christlich-orthodoxe Kultbilder, sogenannte russische Ikonen. Sein gesammeltes Vermögen, so wurde es am 6. Juli 1945 testamentarisch festgehalten, sollte die Stadt Weimar bekommen, im Fall, dass Haars Ehefrau vor oder zeitgleich mit ihm stirbt. Als Auflage dafür musste die Stadt Weimar die Villa Haar unter diesen Namen als Haus für Kriegswaisenkinder weiterführen. Finanziert sollte es in diesem Fall durch die Immobilienerträge Haars. Georg Haar begann am 22. Juli 1945 zusammen mit seiner Frau Suizid. Mögliche Gründe dafür waren wohl der Tod der seiner beiden Stiefsöhne im zweiten Weltkrieg und die befürchteten Repressalien durch die sowjetischen Besatzer. Getreu dem Testament errichtete die Stadt Weimar 1947 eine Stiftung, die allerdings durch die DDR-Strukturen 1952 wieder aufgelöst wurde. Gegen den festgesetzten Willen Haars wurde die Villa in „Rosa Thälmann“ umbenannt. Das Vermögen von Haar wurde zerschlagen und verstaatlicht. Erst nach der Wende wurde die Stiftung, wie testamentarisch festgelegt, erneut gegründet und unter „Villa Haar“ weitergeführt.

Anlehnend an die romantische Vorstellung der Antike wurde die Grabanlage mit einer gebrochenen Steinsäule gestaltet. Zwei mit schwungvollen Voluten gestaltete Sitzbänke aus Sandstein laden zum Verweilen ein.

Dierk Werner